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Wikinger und Hochkultur: Schleswig an der Schlei

Heute möchte ich Euch mitnehmen an einen weiteren malerischen Ostseefjord, der zum Entschleunigen einlädt: die Schlei. Der schmale Meeresarm zwischen Kappeln und der Stadt Schleswig bot schon den Wikingern ideale Voraussetzungen für ihre Handelsaktivitäten. Die Wikingersiedlung Haitabu und der von den Nordmännern quer von der Schlei zur Nordsee gezogene Befestigungswall, das Danewerk, gehören heute zum UNESCO Weltkulturerbe. Nach Schleswig locken aber auch Schleswig-Holsteins Landesmuseum Schloss Gottorf, der Dom und der hyggelige Holm (Foto). Die ruhige Schlei ist ideal für Paddler, aber auch Segler und Windsurfer bekommen hier oft genug frischen Wind unter die Segel. Und wer gerne Fisch isst, der wird in den Restaurants kulinarisch verwöhnt.

Stadthafen Schleswig, im Hintergrund der Wikingerturm. Text und Fotos Heidi Schmitt ©
Stadthafen Schleswig, im Hintergrund der Wikingerturm. Text und Fotos Heidi Schmitt ©

Bei der Annäherung an Schleswig fallen zunächst zwei Türme ins Auge. Auffällig klotzig ist der Wikingerturm, ein mit Glas verkleidetes 90 m hohes, achteckiges Wohnhochhaus. Schlank und schön hingegen reckt sich der Turm des St.-Petri-Doms 112 Meter in den Himmel und prägt die Stadtsilhouette Schleswigs.

St.-Petri-Dom (Foto von 2017)
St.-Petri-Dom (Foto von 2017)

Die evangelische Hauptkirche der Stadt liegt zentral und so kann man den Stadtrundgang gerne hier beginnen. Durch das romanische Petri-Portal (1180) betritt man die gotische Hallenkirche, deren hochstrebende Säulen und Spitzbögen mit abwechslungsreichem Backsteinschmuck ausgestaltet ist. Sehenswert ist der 1514-1521 aus Eichenholz geschnitzte Bordesholmer Altar, für den der Bildhauer Hans Brüggemann zum Teil Vorlagen aus Albrecht Dürers „Kleiner Passion“ verwendete. An den dänisch-norwegischen König Friedrich I. erinnert ein prunkvoller Renaissance-Kenotaph. Eine Besonderheit des Doms ist der so genannte Schwahl, ein dreiflügeliger Kreuzgang an der Nordseite des Kirchenschiffes, der mit mittelalterlichen Fresken geschmückt ist. Derzeit ist der Turm noch eingerüstet, die umfangreiche Sanierung des Doms soll mindestens bis Ende 2020 dauern.

Abendsonne genießen am Stadthafen
Abendsonne genießen am Stadthafen

Nur wenige Schritte entfernt liegt Schleswigs Stadthafen. Hier bekommt ihr nicht nur fangfrischen Fisch zu kaufen, sondern auch in Topf und Pfanne kredenzt. Mehrere Restaurants und eine Eisdiele sorgen für Euer leibliches Wohl. Wer mag, kann von hier aus zu einer Ausflugsfahrt auf der Schlei starten oder sich mit der Barkasse „Hein“ zum Wikinger Museum Haitabu schippern lassen.

 

Vom Leben der Fischer erzählt der Holm (dän. „kleine Insel“), beim Spaziergang durch die schmalen Kopfsteinpflastergässchen mit den typischen Rosenbüschen vor jedem Haus, kommt richtiges Hygge-Feeling auf. Einstmals war dieses malerische Stadtviertel tatsächlich eine Insel, auf der die mit Fischereiprivileg ausgestatteten Fischer ihre Wohnhäuser kreisförmig um die zentrale Kirche samt Friedhof bauten. Um sich gegenseitig in sozialen Belangen zu unterstützen, gründeten die Fischer zwei Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg die „Holmer Beliebung“, einen Verein, der auch heute noch mit Leben erfüllt ist.

Vorbei am alten Kloster könnt ihr durch ein modernes Neubauviertel und eine parkähnliche Grünanlage bis hin zum „Kap der Freiheit“ gehen. Wer mag hüpft hier am schmalen Schleistrand mal kurz ins Wasser. Westlich des Doms schließt sich der weitläufige Stadtpark Königswiesen an, der viele Möglichkeiten zum Spielen und Relaxen am Wasser bietet.

Schloss Gottorf
Schloss Gottorf

 Nach kurzem Spaziergang erreicht Ihr Schloss Gottorf, ein barocker Prachtbau, der seit dem 15. Jahrhundert die Residenz der Gottorfer Herzöge war. Heute ist hier das Schleswig-Holsteinische Landesmuseum mit seinem Abteilungen für Kunst und Archäologie beheimatet. Zu den berühmtesten Ausstellungsstücken zählen die 2500 Jahre alten Moorleichen in der Eisenzeit-Ausstellung und das Nydamboot, ein 23 m langes Schiff aus der Zeit der Germanen, das sich in einem Moor bei Sønderborg (Dänemark) erhalten hatte. Die kunstgeschichtliche Sammlung besitzt rund 120.000 Werke vom Mittelalter bis heute. Zu den wertvollsten Exponaten gehören die Tafelgemälde von Lucas Cranach (Vater und Sohn) und eine Gutenberg-Bibel von 1452. Beim Rundgang kann man außerdem sakrale Kunst des Mittelalters, Fayencen des Ostseeraums, Wohnkultur des Biedermeier oder Jugendstil-Interieurs u.a. von Henry van de Velde sehen. Die engen Verbindungen nach Dänemark spiegelt sich mehrfach in der Sammlung wider, z.B. sind in der Malerei des goldenen Zeitalters die Nähe zur Kunstakademie Kopenhagen ersichtlich und es finden sich Werke der berühmten Skagen-Maler Anna und Michael Ancher. Kunstinteressierte können auch zahlreiche Werke norddeutscher Künstler/innen kennen lernen. Die Norddeutsche Galerie spannt den Bogen der Kunst des 20. Jahrhunderts von Expressionismus bis zu den Zeitgenossen. Die Stiftung Rolf Horn zeigt Werke u.a. von Emil Nolde, Ernst Barlach, Käthe Kollwitz und Max Beckmann. 50 großformatige Skulpturen gibt es im Außenbereich der Museumsinsel zu bestaunen.

Herkulesteich im Barockgarten
Herkulesteich im Barockgarten

Angegliedert ist dem Schloss ein großer Barockgarten mit Herkulesteich, Kaskaden und mehreren Gartenterrassen. Eine Besonderheit ist das Globushaus – früher ein barocker Pavillon, heute ein streng geometrisches Präsentationsgebäude, das den Gottorfer Globus beherbergt. Der Globus, der heute als originalgetreuer Nachbau zu sehen ist, galt vor 350 Jahren als astronomisches Wunderwerk. Der Riesenglobus mit über drei Metern Durchmesser ist begehbar und präsentiert als frühes Planetarium bis zu zwölf Personen einen figürlich ausgeschmückten Sternenhimmel. Außen zeigen Karten die damals bekannte Welt.

Museen Schloss Gottorf Di-Fr 10-17, Sa + So 10-18 Uhr, 9 €, Karte gilt für alle Museen der Museumsinsel. Barockgarten und Globus 3 €, begehbar, aber wg. Corona derzeit keine Fahrten im Globus, www.schloss-gottorf.de.

Wichtige Zeugnisse der Wikingerzeit (8.-11. Jh. n. Chr.) kann man im Wikinger Museum Haitabu am Haddebyer Noor kennen lernen. Die Siedlung an einer Kreuzung wichtiger Fernhandelswege entwickelte sich als eine der ersten Städte Norddeutschlands und avancierte zum bedeutenden Seehandelsplatz, der vom dänischen König kontrolliert wurde. Ein Halbkreiswall schützte die Stadt Haitabu. Daran schloss sich das Danewerk an, ein aus Wällen, Gräben und anderen Befestigungen bestehendes Verteidigungssystem der frühmittelalterlichen Dänen, das von der Schlei bis zur Nordsee reichte. Eine höchst effektive Grenze zum Königreich Dänemark! Die archäologischen Originalfunde aus Haitabu von Schiffsnieten über Runensteine bis hin zu Schmuck werden heute in einem sehenswerten Museum präsentiert. Auf dem historischen Gelände vermitteln mehrere originalgetreu nachgebaute Wikingerhäuser mit Reetdächern und lehmverputzen Wänden das Leben vor 1000 Jahren. Regelmäßig werden Handwerkstechniken der Wikingerzeit vorgeführt. Auch ein Wikingerboot gibt es zu bestaunen. Seit 2018 sind Haitabu und das Danewerk Welterbe der UNESCO. (Erreichbar südlich der B 76 Schleswig-Eckernförde, tägl. 9-18 Uhr, 8 €, www.haitabu.de).

 

Reisepraktische Infos:

 

Baden in der Schlei:

Schleswig: am „Kap der Freiheit'“, am Stadtpark Königswiesen, im Luisenbad.

Fahrdorf: Badestelle Bäckerstrand

 

Essen & Trinken:

Meine Tipps: Wirklich leckere, typische Fischküche wie Scholle mit Krabben oder Hering erwartet Euch im Restaurant Schleimöwe im Holm (www.schleimoewe.de).

Einen herrlichen Blick auf Schleswig, Schlei und Dom sowie tolle Fischgerichte könnt Ihr im Alten Fährhaus in Fahrdorf genießen (www.altes-faerhaus-fahrdorf.de).

 

Übernachten:

Hotel Alter Kreisbahnhof: Gemütlich, komfortabel und zentral in Schleswig gelegenes Hotel mit zuvorkommendem Service und sozialem Engagement. Schönes Restaurant mit Außenterrasse. (Königstraße 9, Tel. 04621/30200, www.hotel-alter-kreisbahnhof.de).

Hotel an der Schlei: Im ruhigen Fahrdorf und nahe Haitabu gelegen findet man in dem komfortablen Hotel freundliche Zimmer und netten Service. Das leckere Frühstück genießt man mit Blick auf die Schlei. (Dorfstraße 44, Fahrdorf, Tel. 04621/38000, www.hotelanderschlei.de).

Wohnmobil: Gepflegter Wohnmobilplatz mit 45 Stellplätzen direkt am Stadthafen Schleswig mit traumhaftem Ausblick. Ver- und Entsorgung, Sanitärgebäude mit Duschen. (www.womoplatz-schleswig.de).

 

Info:

www.ostseefjordschlei.de